Eine Coburgerin verwirklicht
ihren Traum vom eigenen Kindertheater!
Von Dieter Ungelenk, 17.01.2013
Coburg
- Beim
Kulturstammtisch im Dezember haben sie sich kennengelernt - und
fünf Wochen später bringen sie auch schon ihr gemeinsames
Projekt an den Start. Am kommenden Sonntag öffnet sich der rote
Premierenvorhang auf Nicole Strehls COBI-Bühne für Peggy
Hoffmanns Erzähl-Figuren-Theater "für die ganze Familie ab vier
Jahren". Zum Auftakt stellt die Coburger Erzählkünstlerin
"Hiawatha" vor: Die "kleine Tochter von Mutter Erde" ist Heldin
eines indianischen Märchens über die Elemente. Und sie tut, was
Peggy Hoffmanns Puppen alle tun: Sie beflügelt die Fantasie, sie
weckt die Lebensgeister und sie macht vor allem Mut.
Genau darum geht es auch Nicole Strehl mit ihrer
Kindertheaterschule COBI: "Wenn man eine Rolle spielt, kann man
Sachen machen, die man sich sonst nicht traut", weiß die
Theaterwissenschaftlerin und Pädagogin, die vor einem Jahr in
ihre Heimatstadt Coburg zurückgekehrt ist, um sich ihren Traum
vom eigenen Kindertheater zu erfüllen. Im geräumigem Elternhaus
zwischen Ketschendorf und Creidlitz richtete sie eine Bühne ein,
die viel Platz zum Proben und Toben bietet, und bei Aufführungen
rund 50 Zuschauer fasst.
Theater-to-go
"Wir haben uns schnell etabliert", freut sich Nicole Strehl,
die 45 Kinder zwischen vier und zwölf Jahren in drei Gruppen mit
ihrer Theaterbegeisterung ansteckt. Die Jüngsten entdecken ihre
Sinne bei Sing- und Bewegungsspielen und spielen Geschichten und
Märchen nach, die etwas Älteren schlüpfen schon in kleine
Rollen, die Großen entdecken miteinander den Theaterraum, ihren
Atem, ihre Stimme, ihre Präsenz durch Stegreifspiel,
Impro-Theater und eigenen Inszenierungen.
Auch Theater-to-go hat Nicole Strehl im Angebot: "Dann packe
ich mein Säckchen und gehe in Kindergärten und Schulen". Ihre
maßgeschneiderten Projekte lassen Kinder die Schule einmal ganz
anders erleben - und sie füllen eine Lehrplan-Lücke: "In anderen
Bundesländern ist das ein Fach", erklärt Peggy Hoffmann. Wie
wichtig das Theatererleben und -spielen gerade im medial
hochgerüsteten Digitalzeitalter ist, wissen beide Pädagoginnen:
"Alles wird schneller und lauter. Das Spiel hilft den Kindern,
zur Ruhe zu kommen und sensibilisiert ihre Wahrnehmung. Sie
erleben neue Seiten an sich und wachsen über sich hinaus", sagt
Nicole Strehl.
Die Reizüberflutung habe zwar Auswirkungen auf die Kinder,
aber "die Menschenseele hat sich nicht verändert", versichert
Peggy Hoffmann. Wenn sie im blitzschnellen Wechsel von
Schauspielerin zu Erzählerin zu Puppenspielerin ihr Publikum
bannt, könnte man die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören.
Dabei bezieht die Spielerin ihre Zuschauer stets in ihre
Mutmach-Geschichten ein. Sie kennt gute Tricks, um ihre
Aufmerksamkeit zu gewinnen, nicht zuletzt dank ihrer doppelten
Ausbildung als Figurentheaterspielerin und Erzählerin.
"Was ich mache, lernt man ihn keinem Studium, das ist
richtiges Handwerk", merkt auch Nicole Strehl an. Sie hat
Theaterwissenschaften und Pädagogik studiert, in Theatern von
Souffleuse bis Regieassistentin "so ziemlich alles gemacht" und
schließlich ihr Rüstzeug für ihren Traumberuf auf einer Zürcher
Kindertheaterschule erworben.
Dass sie auf der Suche nach Gleichgesinnten in Coburg auf
Peggy Hoffmann stieß, ist ein Glücksfall. Und womöglich der
erste Schritt hin zu einem "Kulturzentrum Coburg-Süd"...
Nicole Strehl
Die gebürtige Coburgerin Nicole Strehl
studierte Theaterwissenschaften und Pädagogik, bevor sie als
Betriebswirtin und Marketingplanerin abschloss. Sie arbeitete an
verschiedenen Theatern und unterrichtete an einer Schweizer
Privatschule. Nach fast zehnjährigem Aufenthalt in der Schweiz
ist sie 2012 in ihre Heimat zurückgekehrt, um sich einen Traum
zu erfüllen: Mit dem eigenen Kindertheater COBI möchte sie viele
kleine und große Kinder für das Theaterspielen begeistern.
Nicole Strehl ist mit dem Opernsänger Christoph Strehl
verheiratet und hat eine Tochter.
Die Tochter eines Hamburger Seemanns wuchs mit Geschichten auf: Seemannsgarn und (Guts-)Geschichten aus der Kindheit der Großmutter aus Ostpreußen. Sie war eines der ersten Mädchen auf einem renommierten Jungengymnasium und machte sehr früh sehr schnell Karriere im Finanz-Business. Ein gesundheitlicher Zwangsstopp mit knapp 30 Jahren bewog sie zur Rückbesinnung auf ihre Talente. Nach dem Umzug nach Bamberg 1997 absolvierte sie eine Figurentheaterausbildung in Bochum und eine Erzählausbildung bei Basel. Seit 2009 ist Peggy Hoffmann in Coburg heimisch, wo sie seit 2010 die Coburger Erzähltage ins Leben rief. Als Erzählkünstlerin und Theaterpädagogin ist sie in Oberfranken und Thüringen tätig. Bundesweit setzt sie sich seit vielen Jahren für die Wiederbelebung des freien Erzählens ein, u. a. als Vorstand im Verein www.erzaehl-kultur.de