von Helke Renner
02./03.März 2013
Wo die Knirpse spielend lernen
Kindertheater-Schule
Hier können kleine Schauspieler sagen und tun, was sie sich
sonst vielleicht nicht trauen würden. Die Theaterpädagogin
Nicole Strehl erlaubt es ihnen, schreibt Stücke für sie und
daraus werden Aufführungen.
Coburg -
Es ist Donnerstag, kurz vor 15
Uhr: Die ersten Kinder kommen mit Müttern, Vätern oder
Großvätern. Jacke aus, Schuhe aus, Turnschläppchen an und
losgerannt. Am schnellsten ist Finn. Er ist noch keine drei
Jahre
alt und kommt mit Opa und
Schwester. „So richtig gehört
er nicht zur Theatergruppe, war
einfach nur mal dabei. Weil er
aber so viel Spaß hat und auch kleine Sachen machen kann, lasse
ich ihn so
mitlaufen“, erzählt Nicole
Strehl, Initiatorin und Leiterin der Kindertheater-Schule Cobi
in Ketschendorf. Sie öffnet die Tür zum Theatersaal, in dem auch
geprobt wird, und schon nehmen ihn die kleinen Schauspielerinnen
in Beschlag – außer Finn sind heute nur Mädchen da. Sogar Marie,
die sich an der Tür noch ein wenig an ihre Mutter geschmiegt
hat, geht jetzt aus sich raus.
Die Kinder sind zwischen vier und sechs Jahren alt und studieren
gerade das Stück „Der stärkste Hase der Welt“ ein. „Sophia
erzählt mir schon seit
anderthalb Stunden
Fantasiegeschichten. Der Gedanke an die Theaterwerkstatt
beflügelt sie zusätzlich“, sagt Eberhard Bläss, der Vater von
Sophia. Bevor es an die Kostümprobe geht, wärmen sich die
Kleinen unter Anleitung von Nicole Strehl auf. „Herr Winter geh’
weg, der Frühling soll kommen“, rufen sie und machen Jagd auf
den Winter als Cowboy oder Gespenst. Sie laufen, springen,
machen böse und lustige Gesichter und sind am Ende ganz schön
kaputt. Aber auch glücklich. „Was möchtest du
heute spielen?“, fragt Nicole
Strehl. Das tut sie immer wieder zu Beginn der Proben, bis sich
herausgestellt
hat, wer was am besten kann.
Die Stücke schreibt sie selbst oder dramatisiert Geschichten aus
Bilder- und Märchenbüchern.
Wie das geht, hat die
gebürtige Coburgerin von der Pike auf gelernt. Das heißt,
zunächst studierte sie an der Hochschule
Betriebswirtschaftslehre, absolvierte während des Studiums aber
schon Praktika am Landestheater und hat ihre Diplomarbeit auch
zum Thema Theater geschrieben.
Fürs Theater ausgebildetMit ihrem Mann, einem Opernsänger, lebte
Nicole Strehl zehn Jahre lang in der Schweiz und absolvierte
in Zürich
eine Ausbildung an einer
Kindertheaterschule. „Dort habe ich schon viel mit Kindern
gearbeitet.“ Außerdem war sie Regie-Assistentin, Souffleuse,
Schauspielerin und beschäftigte sich mit Marketing. Als sie dann
zusammen mit ihrem Mann und Tochter Sophie zurück nach Coburg
kam und durch ihr Haus Am Weinberg ging, hatte sie die Idee,
dort selbst eine Kindertheater-Schule mit kleiner Bühne
einzurichten. Im April 2012 startete sie ihr Projekt. „Es ging
relativ schnell, da
hatte ich
die ersten Kinder beisammen“,
erinnert sich Nicole Strehl.
Heute
betreut sie drei Gruppen: Bei der Cobi 1 sind es die Vier- bis
Sechsjährigen, bei Cobi 2 die Sechs- bis Neunjährigen und bei
Cobi 3 die Neun- bis Zwölfjährigen. Zusätzlich arbeitet sie mit
20 Kindern der 1. bis 4. Klasse der Grundschule Ketschendorf.
Mit ihnen studiert sie derzeit das Stück „Märchenträume oder
Wirst du in den Apfel beißen?“, das sie selbst geschrieben hat.
Und sie hat zusammen mit den Kindern ein großes Ziel: „Wir
möchten in diesem Jahr an den Schultheatertagen teilnehmen.“
Bühne für viele GelegenheitenIhre Bühne
will Nicole Strehl indessen
nicht nur für sich und ihre Gruppen in Anspruch nehmen – sie
soll viel besser ausgenutzt werden. Eine Partnerin fand sie in
der Erzählkünstlerin und Figurenspielerin Peggy Hoffmann. „Wir
passen sehr gut zusammen.“ Ein erstes gemeinsames Projekt sind
die Familiensonntage, die am 17. März ihren Abschluss
mit dem Stück „Leb wohl,
kleiner Drache“ finden. Auch für einen Entspannungskurs mit
Klangschalen eignet sich der Theaterraum.
Oder wie wäre es mal mit einer
musikalischen Veranstaltung? Nicole Strehl ist offen für viele
Dinge. Platz ist in ihrem Theatersaal für 60 Zuschauer, bei
Kindervorstellungen können die Plätze auch mal auf 80 erhöht
werden.
An ihrer Pinnwand hat die junge
Frau einen großen Zettel
hängen, den offensichtlich ein Kind geschrieben hat. „Nicole, du
kannst am besten Theater unterrichten.“ Dem ist nichts
hinzuzufügen.